Historisches

Ein kleiner Rückblick in den Porzer Karneval

Dass zum Rheinland der Karneval schon seit Jahrhunderten gehört, ist Allgemeingut. Um dieses volkstümliche und christlich-heidnische Fest in organisatorische Strukturen zu gießen, benötigten die Rheinländer erst die Preußen, so dass ab 1823 im Kölner Stadtgebiet die Zeitrechnung des organisierten Frohsinns beginnt.

Auf der rechten Rheinseite hatte man zu dieser Zeit im Herzogtum Berg sicherlich ganz andere Sorgen und so dauerte es noch über 100 Jahre bis auch im Gebiet der späteren Stadt Porz von dem Aufkeimen des organisierten närrischen Treibens die Rede sein kann. Verbunden wird dies mit den Gründungen der Großen Porzer KG Rot-Weiß 1926 und der KG Blau-Weiss Zündorf 1928.

Die Gründung von Karnevalsgesellschaften in den damals auch rein räumlich nicht sehr eng verbundenen Porzer Ortschaften kann nur als ein Ausdruck eines Zeitgeistes – wie man heute sagen würde – gewertet werden. Die Strukturen waren lange vorher grundgelegt worden. Hier spielte der Männergesangverein Urbach eine sehr entscheidende Rolle.
Schon 1910 stellte der MGV Urbach seine erste Karnevalssitzung im Saal der Gaststätte Zaß auf die Beine. Eine Initialzündung, die bis zu 650 Menschen im Zaß´chen Saal vereinte. Unter Leitung von Mathias Königsfeld wurde nicht nur Karneval jetzt in organisierter sondern auch in literarischer Form gefeiert.

Die Gründungen der Großen Porzer KG Rot-Weiß 1926 und der KG Blau-Weiss Zündorf (Prinzen-Garde Porz) 1928 markieren den Beginn des organisierten Porzer Karnevals, der seine Basis in den einzelnen Ortschaften hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich eine wahre „Gründungswelle“ von Karnevalsgesellschaften und –vereinigungen. Dies war kennzeichnend für ein gestiegenes Porzer Selbstbewusstseins gestärkt durch die Stadterhebung 1951. Auf der anderen Seite vereinten sich bewusst auch die Karnevalisten in den einzelnen Ortschaften, um nicht in den Gesamt-Porzer Strukturen unterzugehen.

Direkt nach dem Krieg gründeten sich u.a. die KG Fidele Elsdorfer 1947, die KG Blau-Wiesse Funke Wahn 1948, die KG Fidele Grön-Wiesse Rezag (Porzer Ehrengarde) 1950, das Festkomitee Ensen-Westhovener Karneval, die KG Rut-Wiess Löstige Langeler 1955, und die Wesshovver Jonge un Mädche 1957. Seit 1949 gab es neben weiteren Orts-Dreigestirnen ein Gesamt-Porzer Dreigestirn. Gleichzeitig hatte man organisatorische Strukturen eines Festausschußes etabliert, der die Interessen der Porzer Karnevalisten bündeln sollte.

Bis 1960 hatte diese Organisationsform Bestand. Eine Interimsphase folgte, in welcher wieder die karnevalistische Tradition der einzelnen Porzer Ortschaften gepflegt wurde. Rudimente eines Porzer Karnevalszuges wurden rund um den Porzer Bottermaat erhalten, aus welcher sich 1962 die Karnevals-Idealisten Bottermaat gründeten.

Es war närrische Einsicht, die die Porzer Karnevalisten 1968 unter Führung des damaligen Porzer Bürgermeisters Peter Weiden wieder zu einem Gesamt-Porzer Karneval zusammenschloss. In dieser Phase gründeten sich die KG Luftflotte Wahn 1965 und die KG Fidele Aujusse Blau-Gold 1969. Seit Beginn der 1970er Jahre übernimmt der Festausschuß Porzer Karneval die organisatorische Führung des Dreigestirns und der gemeinschaftlichen Veranstaltungen des Porzer Karnevals.

Mit der KG Eeler Bessembinger 1976, dem 1. Fastelovendsclub Närrische Geißböck 1977 und der Narrengilde in der Unteroffizier-Heimgesellschaft 1982 wurden bis zum Beginn der 1990er Jahre nur drei weitere bis heute bestehende Gesellschaften begründet. Viele andere Vereinigungen und Vereine aus diesen Jahren haben sich nach einer „Glanzzeit“ aus dem Porzer Karnevalsleben verabschiedet.

Auf die Eingemeindung der Stadt Porz in das Kölner Stadtgebiet reagierten die Porzer Karnevalisten mit Trotz. Ein „gentleman agreement“ mit den Kölnern sichert bis heute die Eigenständigkeit des Porzer Karnevals, der sich heute gerne unter das Leitbild einer familiären Alternative zu den durchprofessionalisierten Kölner Karnevalstechnokraten stellt.

Mit der Gründung der Hätzepöppelche 1990, der KG Grengeler Boore und Mädche 1991, der KG Grengeler Draumdänzer 1992, der KG Urbacher Räuber 1997 und der KG 103-Gestirn 2001 ging eine neuerliche Gründungswelle durch den Porzer Karneval, der eine jüngere Generation und viele Neu-Porzer für ein Engagement im Porzer Karneval interessierte. Dazu zählen auch die Poorzer Nubbele, Cäpt´n Hook us Grengel vun 2005 und die Wahner Piraten.